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Play Time – Stream und Diskurs Junges Theater
"Play Time – Stream & Diskurs Junges Theater" konnte den besonderen Qualitäten des Kinder- und Jugendtheaters mehr Bühne bieten und die bestehende Diskurslücke um die darstellenden Künste für junges Publikum schließen. Für die Jahre 2022/23 angelegt, stellte die Kooperation von nachtkritik.de und Kulturstiftung des Bundes die große Bandbreite der Themen und Formen der darstellenden Künste aller Sparten in mehreren Themenblöcken vor. Auf nachtkritik.plus wurden dazu jeweils exemplarische Arbeiten gezeigt, begleitet von Diskussionen mit Expert*innen, die dauerhaft in der Mediathek abrufbar bleiben.
Play Time I:
Digital & interaktiv – Onlineformate im Theater für junges Publikum
April bis Juni 2022
Gestartet ist die Reihe im April 2022 mit dem Schwerpunkt "Digital & interaktiv – Onlineformate im Theater für Junges Publikum. Interaktive Formate und Game-Mechanismen sind im Jungen Theater lange erprobt. Mit den Lockdowns wanderten etliche Formate ins Digitale, um den Kontakt zum Publikum aufrecht zu erhalten. Welche neuen Entwicklungen sind zu verzeichnen?
"Play Time" zeigte fünf exemplarische Experimente im Stream – Zoom-Performances, Online-Abstimmungen, von Escape-Room-Dramaturgien inspirierte Quests: "Spiel dich erwachsen" von pulk fiktion,"ALICE lost&found" von MEINHARDT&KRAUSS, "Escape the Room 2.0" von Mable Preach, Sophia Hussain, Branko Šimić, Tina Keserović und Nikola Duric, "Und morgen streiken die Wale" von Thomas Arzt (Regie: Johanna Zielinski, Theater der Jungen Welt Leipzig) sowie "Under Pressure" von Henrike Iglesias.
Zwei Online-Diskussionen rahmten den Schwerpunkt. Zum Auftakt sprechen Teresa Darian (Programmleitung "Jupiter"), Brigitte Dethier (Intendantin Junges Ensemble Stuttgart), Ulrike Stöck (Intendantin Junges Nationaltheater Mannheim) und Sebastian Nübling (Regisseur) mit Moderatorin Elena Philipp (nachtkritik.de) über den "Status Quo Junges Theater". Zum Abschluss diskutierten Hanna Biedermann (pulk fiktion), Anna Fries (Henrike Iglesias) und Florian Heller (Digitaldramaturg Theater der Jungen Welt Leipzig) zum Thema "Digital & interaktiv. Stand und neue Entwicklungen im Jungen Theater".
Play Time II:
Schwere Stoffe – Was kann man dem jungen Publikum zumuten?
September bis Oktober 2022
Der zweite Themen-Schwerpunkt "Schwere Stoffe" fragte im September und Oktober 2022, was man dem jungen Publikum im Theater zumuten kann. Wie kann man die Schrecken des Krieges auf die Bühne bringen? Wie vermeidet man es, Gewalt im Gezeigten zu verdoppeln, und wie "geländert" man eine Inszenierung, die Fragen aufwirft und Besucher:innen möglicherweise tief erschüttert?
Über die Grenzen des Zumutbaren diskutierten Philipp Harpain (Leiter des Grips Theater Berlin), Ulrike Leßmann (Chefdramaturgin am tjg – theater junge generation Dresden) und Anne Richter (Stellvertretende Intendantin & Dramaturgin der Schauburg München) am Beispiel dreier Inszenierungen.
In den vier ausgewählten Streams ging es um Aspekte wie sexuelle Nötigung und Schönheitswahn, Krieg und Gewalt, in ästhetisch unterschiedlichster Form: "Fräulein Else" nach Arthur Schnitzler (Regie: Daniel Cremer, Nationaltheater Mannheim), "Kohlhaas - Moral High Ground" von Follow the Rabbit nach Heinrich von Kleist, "Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück" von Zoran Drvenkar (Regie: Robert Neumann, Grips Theater Berlin) sowie "Fake it till you make it" von Stephanie van Batum und Florian Schaumberger (Schauburg München).
Einen diskursiven Kontext schafft das begleitende Essay "Wir haben Ängste, sind mit Gewalt konfrontiert" von Elena Philipp auf nachtkritik.de.
Play Time III:
Junges Theater und die Klimakrise
Dezember 2022
Die Klimakrise stand im Fokus des dritten Teils von "Play Time – Stream & Diskurs junges Theater". Wie empowert und engagiert sich das Theater?, fragte Moderator Christian Rakow (nachtkritik.de) in der Online-Diskussion im Dezember 2022 die Klimaaktivistin und Schauspielerin Irma Trommer (Letzte Generation, Perfomerin bei Regisseur Volker Lösch am Theater Bonn), den Dramaturgen Jörn Kalbitz (TDJW Leipzig) und den Dramaturgen, Aktivisten und Autor Christian Tschirner.
Drei Inszenierungs-Mitschnitte für verschiedene Altersgruppen zeigten beispielhaft, wie sich das Junge Theater mit der Klimakrise auseinandersetzt: "Die Verdunklung" (Piccolo Theater Cottbus), von Jugendlichen gemeinsam mit dem Spielleiter Matthias Hein entwickelt, "Die Konferenz der Vögel" (frei nach Farid ud-Din Attar, Künstlerische Leitung: Tina Jücker, Claus Overkamp, Theater Marabu Bonn) und "Holle!" (von Sebastian Schwab, Kai Weßler und Suse Pfister, nach Motiven des Grimmschen Märchens, Junge Oper Stuttgart).
Play Time IV:
Gender und Identitätsfragen im Jungen Theater
Februar bis März 2023
Um Gender und Identitätsfragen im Jungen Theater ging es im vierten Themenblock von "Play Time" von Februar bis März 2023. Wenige Themen beschäftigen die Zielgruppen des Jungen Theaters mehr, und das schon ab dem Kindergartenalter. Welche Pronomen verwendest Du? Bist Du einverstanden mit dem biologischen Geschlecht, das Dir bei Deiner Geburt zugewiesen worden ist? Wer bist Du – und wer möchtest Du sein?
In welch vielfältigen Formen sich die Darstellenden Künste diesem Thema widmen, erweisen drei bemerkenswerte Streams – "Das Leben macht mir keine Angst" (nach einem Gedicht von Maya Angelou, Regie: Liesbeth Coltof, Junges Schauspielhaus Düsseldorf), "Out There" (von Stanislava Jević, Regie: Dominique Enz, Junges Schauspielhaus Hamburg in Kooperation mit der Theaterakademie) und "Space Queers" (von Paul Spittler und dem Jungen DT Berlin) – sowie die Vorab-Präsentation der "Virtual S*Exploration" von Jakob* & Schleiff.
Über Gender und Identitätsfragen im Jungen Theater diskutierten Suna Gürler (Regisseurin und Leiterin der Jugendclubs am Schauspielhaus Zürich), Ulrich Hub (Autor und Regisseur) und Katrin Hylla (Regisseurin und Co-Leiterin der Schwankhalle Bremen) mit Georg Kasch (nachtkritik.de), dessen Essay "Wunderkammern der Selbstwerdung" das Fundament für den Themenschwerpunkt bereitete.
Play Time V:
Auf Tour – Junges Theater aus Benelux und Skandinavien
Juni 2023
In ihrem Programmschwerpunkt Auf Tour – Junges Theater aus Benelux und Skandinavien widmete sich die Reihe "Play Time" den europäischen Entwicklungen im Theater für junges Publikum: Wegweisende Produktionsorte und Künstler*innen aus Belgien, den Niederlanden und Schweden stellten wir in einer Diskussion und in fünf Streamings vor: "Sie werden in den Tränen ihrer Mütter ertrinken“ (nach Johannes Anyurus gleichnamigen Roman, Regie: Farnaz Arbabi, Unga Klara, Schweden), „Wir/Die" (Regie: Carly Wijs, Bronks, Belgien), "Rita" (von Randi De Vlieghe, Jef Van gestel, Bronks, Belgien), "Das Ende vom Anfang des Endes“ (Regie: Jetse Batelaan, Theater Artemis, Niederlande) und "Tanz is tolle rhythmische Bewegung zu Musik" (Regie: Jetse Batelaan, Theater Artemis, Niederlande). In einem Essay "Veränderung ist vorstellbar""Veränderung ist vorstellbar" auf nachtkritik.de beschrieb die Theaterwissenschaftlerin Gabi dan Droste ihre Erfahrungen und Beobachtungen der letzten Jahre.
Einflussreich sind die Ästhetiken aus Benelux und Skandinavien schon lange für das Junge Theater im deutschsprachigen Raum – und sie sind es noch immer: Drei wichtige Akteur*innen stellten wir in der Diskussion zum Play Time-Schwerpunkt "Auf Tour" vor: Farnaz Arbabi ist die künstlerische Leiterin des Unga Klara, Schwedens nationalem Kinder- und Jugendtheater in Stockholm. Jetse Batelaan leitet die Kompanie Theater Artemis im niederländischen s’Hertogenbosch und Veerle Kerckhoven das Brüsseler Bronks. Moderation: Elena Philipp.
Play Time VI:
Was Ihr wollt? – Beteiligung junger Menschen im Theater
November bis Dezember 2023
Der im sechsten und letzten Schwerpunkt der Reihe ging es unter dem Motto "Was ihr wollt?" um die Beteiligung junger Menschen im Theater. Sie sehen Theater anders als Erwachsene. Aber es sind oft Erwachsene, die für sie Theater machen. Darüber sind sich die Macher:innen bewusst. Seit einigen Jahren versuchen die Häuser daher, die Publikums-Perspektiven sehr früh in den Kunstprozess einfließen zu lassen oder junge Menschen in die internen Abläufe des Theaters einzubeziehen. Junges Publikum wird in Jugend- und Kinder-Beiräten zu Mitgestalter:innen, die von der Spielplan- bis zur Foyer-Gestaltung mitentscheiden. Welche Erfahrungen machen sie dabei? Elena Philipp sprach im Panel mit drei Theatergremien Engagierten über Beteiligung im Theater für junges Publikum: Lena Riemer (Vertretung für junge Perspektiven), Felix Benjamin Thoms (Jugendtheaterrat Bayern), Annika Toyah Bode (Drama Control Bochum). Der Mitbestimmung und Partizipation im Jungen Theater widmete sich auch Simone Kaempf in ihrem Essay "Die Macht teilen“ auf nachtkritik.de.
Im Stream waren drei preisgekrönte Inszenierungen für junges Publikum zu sehen: Das Tanztheater „dÄmonen" von Vonder Mühll / Thuwis / Biedermann wurde im Juni 2023 beim Westwind Festival von der Preisjury als beste Arbeit ausgezeichnet. Roland Schimmelpfennigs Märchenadaption "Das Märchen von der kleinen Meerjungfrau“ (Regie: Marcel Kohler, Theater Heidelberg) erhielt den Kinderstücke-Preis bei den Mülheimer Theatertagen 2023. "else (someone)" von Carina Sophie Eberle basiert auf der Schnitzler-Novelle "Fräulein Else“ und wurde im Herbst 2022 mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet (Regie: Nadja Loschky, Junges Theater Bielefeld).
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"Play Time – Stream & Diskurs Junges Theater" ist eine Kooperation von nachtkritik.de und der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Programms "Jupiter – Darstellende Künste für junges Publikum". Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Kuration und Projektleitung: Simone Kaempf, Elena Philipp. Konzeptionelle Mitarbeit und Administration: Anne Peter. Künstlerisches Betriebsbüro: Melina Eichenlaub. Öffentlichkeitsarbeit und Social Media: Falk Lörcher. Projektverantwortung Kulturstiftung des Bundes: Teresa Darian.